Basel, 14. August 2020 | Die WIR Bank Genossenschaft verzeichnet für das erste Halbjahr 2020 einen Gewinn von 10,5 Millionen Franken. Dieser Wert liegt unter dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum, wo allerdings insbesondere ein starkes Handelsergebnis zu einem Rekordgewinn von 16,4 Millionen Franken beigetragen hatte. «Per Ende Juni sind wir nicht nur auf Budgetkurs, sondern haben vor allem im Zinsengeschäft und durch die weiterhin hohe Kostendisziplin ein erfreuliches Ergebnis erzielen können», kommentiert CEO Bruno Stiegeler den Zwischenbericht nach sechs Monaten.
Bei den Kundeneinlagen erzielte die WIR Bank im ersten Semester 2020 mit 3,96 Milliarden CHF/CHW ein leichtes Wachstum von 0,7 Prozent. «Trotz erodierender Marge im historischen Tiefzinsumfeld ist es nach wie vor unser Anspruch, mit den Spar- und Vorsorgeprodukten unseren Kundinnen und Kunden beste Konditionen anzubieten», erklärt Stiegeler. «In allen Zinsvergleichen soll die WIR Bank immer in den Top-Positionen auftauchen.» Praktisch gehalten zeigen sich die Ausleihungen an Kunden mit 4,64 Milliarden CHF/CHW (-0,1 Prozent) – bei den Hypothekarkrediten resultiert nach sechs Monaten mit 3,84 Milliarden CHF/CHW ein leichter Rückgang von 1,9 Prozent. Die Bilanzsumme erhöht sich auf 5,57 Milliarden Franken (+0,8 Prozent).
Im ersten Semester wurde zudem die bereits zuvor starke Kapitalbasis weiter gestärkt. «Im Umfang von rund 20 Millionen Franken konnten Stammanteile aus dem Eigenbestand der Bank bei Kapitalgebenden platziert werden», freut sich Stiegeler. Dass das Vertrauen in die WIR Bank gross ist, zeigt sich auch bei der Tatsache, dass rund zwei Drittel der Dividendenzahlung 2019 von den Kapitalgebenden reinvestiert worden sind. Der Stammanteil der WIR Bank hat – im Gegensatz zum weltweiten Börsengeschehen – seit Jahresbeginn um 17 Franken oder 4,62 Prozent an Wert zugelegt. Die angesprochene Börsenschwäche hat im Handelsergebnis trotz einer konservativen und vor allem sinnvollen Absicherungspolitik zu einem Verlust von 11,4 Millionen Franken geführt. «Dieser kann dank über viele Jahre umsichtig gebildeter Schwankungsreserven im Ergebnis problemlos ausgeglichen werden», erklärt Stiegeler.
An der Generalversammlung 2016 waren für geplantes Wachstum und Investitionen in die Digitalisierung 190 000 Stammanteile in einer ordentlichen sowie 60 000 Stammanteile in einer genehmigten Kapitalerhöhung geschaffen worden. «Seither haben wir aber weniger auf Investitionen, sondern mehr auf Partnerschaften im Sinne der Diversifikation der Erträge im indifferenten Geschäft gesetzt», erklärt Stiegeler. Auch das Ziel einer soliden Kapitalisierung ist weit übertroffen: Gemessen an den Eigenmittelvorschriften nach Basel III liegt die BIZ-Ratio per 30. Juni bei 16,9 Prozent (regulatorischer Zielwert: 11,2 Prozent), die Leverage Ratio bei 9,26 Prozent (regulatorischer Zielwert: 3 Prozent). Dies hat der WIR Bank erlaubt, per 30. Juni 2020 43 000 Stammanteile aus der Kapitalerhöhung 2016 herabzusetzen.
Trotz der nach wie vor sehr angespannten Margensituation wurde der Nettoerfolg aus dem Zinsengeschäft mit 31,5 Millionen Franken gegenüber dem Vorjahreszeitraum sehr deutlich gesteigert (+16,4 Prozent). Eine Abschwächung von 9,9 Prozent resultierte beim Erfolg aus dem Dienstleistungs- und Kommissionsgeschäft (10,2 Millionen Franken), was in erster Linie auf das WIR-Geschäft zurückzuführen ist. Insbesondere der «Lockdown» hat im ersten Halbjahr bei einigen Branchen zu einem fast kompletten Stillstand der Aktivitäten geführt. Gleichzeitig bremst das historische Tiefzinsniveau die Nachfrage nach den traditionell günstigen WIR-Finanzierungen nach wie vor.
Zusätzliche Dynamik verspricht sich die WIR Bank von einer neuen Produktpartnerschaft: «Künftig werden KMU aus dem WIR-Netzwerk in einem der grössten Schweizer Tankstellennetze mit WIR tanken können», verrät Stiegeler. Details dazu sollen bereits kommende Woche publiziert werden. Zudem hat die Corona-Pandemie aufgezeigt, dass KMU mit nachhaltigen Lieferketten und Kundenbeziehungen krisenfester sind. Vor diesem Hintergrund zieht Stiegeler eine Parallele zur Entstehung der Komplementärwährung in der Wirtschaftskrise 1934: «Mit unserem Netzwerk verbinden wir KMU – und somit Menschen – und fördern und unterstützen nachhaltig das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft.»
Das Kostenbewusstsein der nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Genossenschaftsbank zeigt sich im Geschäftsaufwand, der mit 27,6 Millionen Franken um 5,4 Prozent deutlich gesenkt werden konnte. Zu diesem Ergebnis haben sowohl ein tieferer Personalaufwand (-3,9 Prozent) als auch ein geringerer Sachaufwand (-7,5 Prozent) beigetragen. «Unser Weg einer disziplinierten und zurückhaltend-realistischen Planung zahlt sich aus», ist Stiegeler zufrieden.
Wie bereits erwähnt verfolgt die WIR Bank im Bereich der Digitalisierung und Innovation eine erfolgreiche Strategie mit Beteiligungen und Partnerschaften. Insbesondere die im November 2017 lancierte erste volldigitale Wertschriften-Vorsorgelösung der Säule 3a befindet sich ungebremst auf der Überholspur: Per 30. Juni 2020 verzeichnete VIAC über 28 000 Kunden (Vorjahr: 12 000) und ein verwaltetes Vermögen von über 500 Millionen Franken (Vorjahr: 178 Millionen Franken). «Für das Gesamtjahr 2020 rechnen wir mit einem Gewinnbeitrag von über einer Million Franken», so Stiegeler. Seit Ende Mai bietet VIAC zusätzlich Freizügigkeitslösungen an – auch dieser Start war sehr vielversprechend. Zum gleichen Zeitpunkt lanciert wurde FX-Trading: Die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Fintech-Startup Amnis ist ein weiterer Beweis dafür, dass die WIR Bank gezielt in innovative und digitale Mehrwerte für ihre Kunden investiert – weitere Kooperationen sind in der Pipeline bereits in einem weit fortgeschrittenen Stadium. «Wir wollen diese Chancen der Diversifikation bewusst packen», so Stiegeler.
Erfolgreiche WIR Bank stärkt die Eigenkapitalbasis weiter (PDF)